Action , Action und nochmals Action!
Aufgrund seines natürlichen Verlaufs bietet der Lainioälven alles, was das Herz des erfahrenen Kanufahrers begehrt.
Vom ruhigen Dahingleiten auf den langsameren ruhigen Abschnitten bis zum puren Adrenalinkick bei einigen Stromschnellen der Klasse 4 ist für jeden was dabei.
Auf seinen ca. 200 befahrbaren Kilometern finden sich ca. 50 Stromschnellen der Klasse 1-4 (Wie der Chef des Camps immer so schön sagt:" ... sometimes three - sometimes four...you will see... "). Die Stromschnellen können mitunter recht lang sein (ca. 1 Km) bzw. sehr dicht hintereinander liegen.
Wenn auf einem ruhigen Abschnitt plötzlich weiter flussabwärts das Wasser weiß - und die Geräuschkulisse eines Flughafens laut wird, es einem vorkommt, als würde das Boot von einem starken Magneten angezogen, ist man auf dem besten Weg in eine größere Schnelle. Ein Zurück gibt es nicht – und was da auf einen zukommt, scheint ganz schön gewaltig zu sein!
Bitte beachte: da man bei längeren Touren (bei uns ca. 8 Tage) durch die Wildnis entsprechendes Equipment bzw. Verpflegung benötigt , macht sich das Gewicht gerade am Anfang einer Tour bemerkbar. Die Boote liegen dadurch tiefer im Wasser und die Wahrscheinlichkeit mit einem der unzähligen Steine Bekanntschaft zu machen ist enorm hoch!
Wenn man längere Touren auf dem Lainioälven fahren möchte, sollte man auf jeden Fall über einige Erfahrung verfügen. Das Befahren der Stromschnellen erfordert einiges Können – das oftmals zitierte „Anfängerglück“ wird dabei wohl nicht alleine ausreichen.
Auch wir mussten schon die Erfahrung machen, dass eine Stromschnelle der Klasse 2 ein beladenes Kanu binnen Sekunden zum Kentern bringen kann. (Die auf den Photos zu sehenden Stromschnellen sind übrigens aus der Klasse 2 - obwohl es nicht an dieser Stelle war, wo wir unser Bad genommen haben)
Die Bergung eines solchen vollgelaufenen oder gar unter Wasser verkeilten Bootes ist bei dem Druck des schnell fließenden kalten Wasser nur was für Kanufahrer, die in solchen Situationen wissen, was zu tun ist.
Wichtig: Steige nie in Strömungsrichtung hinter dem Boot aus, sollte es einmal auf einem Stein festsitzen – durch das Aussteigen kann sich die Lage des Bootes schlagartig ändern und Du findest Dich zwischen dem Stein und dem Boot wieder, was bei dem herrschenden Wasserdruck sehr gefährlich werden kann!
Darüber hinaus sollte sich jeder Kanufahrer hier bewusst sein, dass man sich in der Wildnis befindet. Hilfe kann sehr weit entfernt sein bzw. könnte es schwer sein, die Stelle zu erreichen wo die Hilfe benötigt wird.
Durch die Wildnis an den Ufern des Flusses ist gerade das Umtragen bei den längeren Stromschnellen ein nahezu unmögliches Unterfangen. Und auch das Treideln am Ufer bietet keine echte Alternative, die Stromschnelle anderweitig zu umgehen. (Im Canyon absolut unmöglich!)
Eigentlich gibt es nur den Weg, eine möglichst günstige Rinne in den weißen Kronen zu suchen und mit wenig Richtungswechseln die Schnellen zu passieren.
Die Fließgeschwindigkeit ist oftmals sehr hoch, sodass ein „Wildes Herumkurven“ mitunter unwillkürlich an einem der unzähligen Steine endet. Erschwert wird das Ausmachen der Steine durch den möglichen Anstieg des Wasserpegels. Wir haben schon erlebt, dass das Wasser über Nacht ca. 40 – 50 cm gestiegen war, obwohl es bei uns nicht geregnet hatte. Der Grund lag in den schweren Regenfällen in den Bergen im Norden, wo der Fluss seinen Ursprung hat, wie wir später im Camp erfuhren.
Andererseits werden einige Passagen dadurch auch leichter zu befahren, da die Steine dann wieder so tief im Wasser liegen, dass man bequem mit dem Boot über sie rüber fährt.
Ist man einmal durch die Schnelle gut durchgekommen, sollte man die Augen unbedingt weiter offen halten – oftmals liegen in dem vermeintlich ruhigem Wasser einige Brocken, deren Lage erst sehr spät zu erkennen ist – und „Rumms…“ sitzt das Boot auf – das Heck wird durch das Wasser rumgedreht und eine falsche Körperbewegung tut das Übrige, ungewollt ein Bad zu nehmen…
Damit sollte beim Durchfahren der Stromschnellen Klasse 4 übrigens immer gerechnet werden – die Wellen schlagen einfach von vorn oder seitlich ins Boot – mit jeder Welle wird das Boot träger und sackt tiefer ins Wasser. Man sollte dann zusehen, dass das Kanu schnell ans Ufer gebracht wird und anfangen zu schöpfen. 20 cm Wasserhöhe im Boot können schon nach einigen Wellen vorhanden sein.
(Die vom Camp angebotenen Canadier verfügen leider nicht über einen Spritzwasserschutz– solltest Du jedoch mit einem eigenen Boot den Fluß befahren wollen, wäre es mit Sicherheit von Vorteil wenn Du einen hast)
Denn für den Lainioälven gilt das Prinzip: „Nach der Schnelle ist vor der Schnelle!“ Die nächste kommt bestimmt – und dann mit einem schon gefluteten Kanu in die Schnelle zu fahren, sollte man tunlichst vermeiden…
Zurück zum Anfang |